Ich bin
am 26. April 1933 in Essingen bei Aalen als sechstes von acht
Kindern geboren. Aus bäuerlichem Geschlecht stammend und nicht aufs
Gymnasium geschickt, habe ich nach der achtjährigen Volksschulzeit
zunächst die alte seminaristische Lehrerausbildung durchlaufen:
1947 - 1952 das Lehrerseminar in Künzelsau und 1952 - 1954 die
Ausbildung zum Volksschullehrer am Pädagogischen Institut in
Schwäbisch Gmünd. Anschließend war ich zweieinhalb Jahre als Lehrer
im Volksschuldienst tätig, zuerst an einer Mittelschule in
Stuttgart-Stöckach und dann an einer Einklassenschule mit 23
Kindern im Waldenserdorf Serres bei Mühlacker.
Von 1956 bis 1961 folgte ein Zweitstudium an der Universität
Tübingen mit den Fächern Pädagogik, Philosophie und Evangelischer
Theologie. Meine akademischen Lehrer waren Otto Friedrich Bollnow,
Walter Schulz, Andreas Flitner, Hermann Diem u.a. Der Abschluß
erfolgte 1961 mit einer Staatsprüfung (der sog. "Höheren Prüfung
für den Volksschuldienst") und der gleichzeitigen Promotion in
Philosophie mit einer Dissertation "Über den Begriff der Zeit".
Anschließend war ich 6 Jahre lang Wissenschaftlicher Assistent bei
O. F. Bollnow und habilitierte mich 1967 für das Fach Philosophie
mit einer Arbeit über "Platon und Hegel zur ontologischen
Begründung des Zirkels in der Erkenntnis". Unmittelbar danach
erhielt ich den Ruf auf eine Professur für Historische und
systematische Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen
und übernahm hier ab 1971 eine freigewordene Stelle für das Fach
Philosophie. Nach Schließung der PH Reutlingen 1986 war ich bis zur
Zurruhesetzung 1998 an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
tätig.
Während der ganzen Jahrzehnte habe ich parallel zu dieser
Tätigkeit an der Universität Tübingen meine venia legendi
wahrgenommen und halte dort auch heute noch Seminare und das sog.
"Bollnow-Kolloquium" ab. Die mit der Lehrtätigkeit in Tübingen
verbundene Doktorandenbetreuung führte zu Kontakten in Japan und
Korea (Aufenthalte in Japan 1977, 1990, 1995, 2005, 2007, 2009,
2010 und in Korea 1994, 1999 und 2003). Durch die Übersetzung
meiner Schriften bin ich dort bekannter geworden als in meinem
Heimatland, in dem ich auf eine weiterreichende öffentliche
Wirksamkeit über den Umkreis der "Nische PH" hinaus bewußt
verzichtet habe. Dementsprechend konzentrierte ich mich zeitlebens
auf die Lehrtätigkeit und habe das Schreiben dem Ruhestand
vorbehalten.
Zur Zeit arbeite ich an Studien zur Logik der Disjunktion, die
im Unterschied zur Logik vermeintlich entscheidbarer Alternativen
auch dem nicht mediatisierbaren Widerspruch, der damit verbundenen
Aporetik bzw. Antinomik und den Unterschieden zwischen der "wahren"
und der "scheinbaren" bzw. "verkehrten" Welt Rechnung zu tragen
vermag. Die Unterscheidung von Alternative und Disjunktion (die ja
mehr und anderes meint als das Entweder-Oder der ausschließenden
Alternative) gibt die Möglichkeit, gleichzeitig mit formal
unterschiedlichen Kategoriensätzen zu arbeiten (absolute Kategorien
wie Sein bzw. Existenz, Freiheit etc. sind logisch anders zu
behandeln als Kategorien der Relativität) und deren Verhältnis
genauer zu bestimmen. Was bisher weitgehend unbearbeitete logische
Hintergrundsproblematik blieb: das unaufhebbar Widersprüchliche,
Dilemmatische und Aporetische etc. verlangt eine komplexe Logik der
Mehrseitigkeit, die den Gesichtspunkten der Entscheidbarkeit und
Nichtentscheidbarkeit, der Kommensurabilität und
Inkommensurabilität, der Symmetrie und Asymmetrie gleichermaßen
Rechnung trägt. Sie in Grundzügen zu entwickeln und anzuwenden ist
die Aufgabe meiner "Studien zur Disjunktion", in denen anhand
klassischer und moderner philosophischer Fragestellungen ein neues
Denken vorgestellt und durchdekliniert wird.
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